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Hin­ter­grund

Was die Initia­ti­ve beab­sich­tigt:  Die Initia­ti­ve möch­te mit Vor­trä­gen, Exkur­sio­nen, Dis­kus­si­ons­run­den, Film­aben­den und vie­lem mehr die Schön­heit und Bedro­hung des Saa­le­tals einem brei­ten Publi­kum nahe brin­gen. Auch sol­len die Mög­lich­kei­ten einer tou­ris­ti­schen Nut­zung stär­ker als bis­her unter­sucht wer­den, damit eini­ge Arbeits­plät­ze ent­ste­hen kön­nen. Durch eine sinn­vol­le tou­ris­ti­sche Nut­zung wür­den lang­fris­ti­ge Arbeits­plät­ze für die Anwoh­ner geschaf­fen. Die Auto­bahn hin­ge­gen gibt nur wäh­rend der kur­zen Bau­zeit eini­gen Men­schen Beschäf­ti­gung. Auf lan­ge Sicht lei­det aber der Tou­ris­mus, da die Land­schaft durch die Zer­schnei­dung ihre Attrak­ti­vi­tät verliert.

Wor­um es der Bür­ger­initia­ti­ve dabei nicht geht: Der BI geht es nicht dar­um, das Saa­le­tal zu einem ‚Frei­luft­zoo‘ aus­zu­bau­en. Die Wind­kraft­an­la­gen süd-west­lich von Wet­tin wer­den als Bei­trag zur Ener­gie­wen­de durch­aus begrüßt. Solan­ge sie nicht direkt auf dem FFH Gebiet ste­hen, spricht nichts gegen Wind­rä­der in der Region.

Was nicht hin­nehm­bar ist: Nicht akzep­ta­bel ist hin­ge­gen das Fest­hal­ten an einem mitt­ler­wei­le 21 Jah­re alten Bebau­ungs­plan. Damals wur­de dem Auto­ver­kehr und dem Stra­ßen­bau vor dem Natur­schutz Vor­rang gege­ben. Vie­le Annah­men, die den Bau der Auto­bahn im Jahr 1990 sinn­voll erschie­nen lie­ßen, tref­fen aber heu­te nicht mehr zu. Nie­mand spricht mehr von „blü­hen­den Land­schaf­ten“, nie­mand erwar­tet mehr einen Auf­schwung der fer­ti­gen­den Indus­trie, nie­mand behaup­tet noch ernst­haft, dass Ost­deutsch­land eines Tages West­deutsch­land glei­chen wür­de. Wäh­rend nach der Wie­der­ver­ei­ni­gung mit einem Bevöl­ke­rungs­wachs­tum gerech­net wur­de, ste­hen wir heu­te vor einem lang­fris­ti­gen Rück­gang. Die klei­ner wer­den­de Zahl von Anwoh­nern wird außer­dem, im sta­tis­ti­schen Mit­tel, immer älter.

Die Welt hat sich geän­dert, die Bau­plä­ne jedoch noch nicht. Vie­le städ­te­bau­li­che Maß­nah­men der 1990er Jah­re stel­len sich des­halb heu­te als falsch her­aus. Die Städ­te äch­zen unter den Kos­ten einer Infra­struk­tur, für die die arbei­ten­de Bevöl­ke­rung und die Steu­er­zah­ler feh­len. Nun noch mehr Stra­ßen zu bau­en, hie­ße die­se Feh­ler nach 21 Jah­ren wei­ter fort­zu­set­zen, hie­ße wei­ter­hin Steu­er­gel­der an der fal­schen Stel­le aus­zu­ge­ben, wei­ter­hin die Rea­li­tät der demo­gra­phi­schen Ent­wick­lung zu ignorieren.

Poli­tisch zu for­dern wäre: Wir for­dern ein Umden­ken in der Raum­pla­nung. Eine zeit­ge­mä­ße Pla­nung muss den demo­gra­phi­schen Wan­del berück­sich­ti­gen. Sie muss auch berück­sich­ti­gen, dass es gilt, den Raub­bau an den natür­li­chen Lebens­grund­la­gen zu been­den. Dazu gehört nicht nur den Kli­ma­wan­del zu stop­pen, son­dern auch die Ver­sie­ge­lung von Böden und das Aus­ster­ben von Tier und Pflan­zen­ar­ten auf­zu­hal­ten. Der Schutz unse­res Pla­ne­ten ist kei­ne fer­ne poli­ti­sche Auf­ga­be. Direkt vor unse­rer Haus­tür ent­schei­den wir, wel­che Zukunft wir unse­ren Kin­dern ver­er­ben wollen.

Wel­che Per­spek­ti­ven erge­ben sich unter dem Gesichts­punkt der Nach­hal­tig­keit? In den nächs­ten Jahr­zehn­ten aber wer­den nicht nur Erd­öl und Ben­zin, son­dern vie­le Res­sour­cen knapp und teu­er wer­den. Dass wir die bis­he­ri­ge Form der Mas­sen­mo­to­ri­sie­rung unver­än­dert fort­set­zen ist daher höchst unwahr­schein­lich. Die über­mä­ßi­ge Ver­sie­ge­lung der Erd­ober­flä­che mit Stra­ßen wird sich dann als teue­re Hypo­thek her­aus­stel­len. Statt Acker­bo­den für die Ernäh­rung einer wach­sen­den Welt­be­völ­ke­rung ver­er­ben wir unse­ren Kin­dern über­di­men­sio­nier­te Autobahnen.

Der Gesichts­punkt der Ver­hält­nis­mä­ßig­keit Etwas für unse­re gemein­sa­me Zukunft zu tun, heißt daher den frucht­lo­sen und will­kür­li­chen Stra­ßen­bau des „Auf­baus Ost“ zu been­den. In dem jüngs­ten Bebau­ungs­plan  vom Juni 2011 hat selbst die DEGES die Zah­len ihrer Ver­kehrs­pro­gno­se nach unten kor­ri­giert. Das Argu­ment, die A 143 wür­de Hal­les Innen­stadt ent­las­ten, wird nicht wah­rer weil es stän­dig kol­por­tiert wird. Die Ver­kehrs­zäh­lung vom Jahr 2009 zeigt, dass nur 12% der Autos auf der Hoch­stra­ße auf den Tran­sit­ver­kehr ent­fal­len. Die A 143 könn­te also, wenn über­haupt, nur eins von zehn Autos von der Hoch­stra­ße fern­hal­ten. Das wäre kei­ne spür­ba­re Ver­än­de­rung und recht­fer­tigt nicht die gro­ßen Schä­den an der Natur und Kul­tur­land­schaft im Saaletal.

Wei­ter­den­ken in Rich­tung Nach­hal­tig­keit -  nur eine Ange­le­gen­heit von Bür­ger­initia­tiv­lern? Eine Ent­las­tung von Hal­les Innen­stadt vom Ver­kehr ist sehr zu begrü­ßen. Es ist aber wirk­lich­keits­fremd, zu glau­ben, die Auto­bahn wür­de ver­hin­dern, dass Hal­len­se­rIn­nen und Anwoh­ner aus dem Saal­k­reis mit dem Auto in die Stadt fah­ren, statt mit Bus, Bahn oder Fahr­rad. Für eine ech­te Ent­las­tung der Stadt braucht es ein bes­se­res Ver­kehrs­kon­zept, dass Anrei­ze schafft, das Auto ste­hen zu las­sen. Die Sor­ge der Hal­len­se­rIn­nen über die Gesund­heits­be­las­tung durch Lärm, Abga­se und Fein­staub ist völ­lig berech­tigt. Wenn aber eine Umwelt­zo­ne und ein moder­nes Ver­kehrs­kon­zept von der Stadt­ver­wal­tung ver­hin­dert wer­den, und statt­des­sen alle Schuld auf das Feh­len der A 143 gescho­ben wird, zeugt das von rat­lo­ser Poli­tik. Statt sich wei­ter­hin den Träu­me­rei­en vom Wun­der­mit­tel-Auto­bahn hin­zu­ge­ben, soll­te die Stadt Hal­le sich einem neu­en Ver­kehrs­kon­zept widmen.

Die BI Saa­le­tal ist ger­ne bereit, der Stadt beim Sen­ken des Ver­kehrs­auf­kom­mens zu hel­fen, solan­ge dies mit dem Schutz des Saa­le­tals ver­ein­bar ist.

FAQ

Bür­ger­initia­ti­ve Saa­le­tal e.V. Gro­ße Klaus­stras­se 11 06108 Halle/​Saale info@bi-saaletal.de